mobile-menu
 
 

Das Werk von Anthony Powell

Nach Eton und dem Geschichtsstudium am Balliol College in Oxford hat Powell zunächst als Lektor, Drehbuchautor und Literaturkritiker gearbeitet. 1931 erschien sein Erstlingswerk Afternoon men, dicht gefolgt von Venusberg (1932) und From a view to a death (1933), anschließend noch vor dem Weltkrieg Agents and patients (1936) und What’s become of Waring (1939). Nach dem II. Weltkrieg, in dem Powell als Offizier im Welsh Regiment und als Military Intelligence Liaison Officer diente, entstand die Idee zu dem schließlich 12bändigen Romanzyklus A dance to the music of time. Der Dance… ist in vier Movements unterteilt, die wiederum in jeweils drei Romane aufgeteilt sind (Einzelheiten siehe >hier<).

Das erste Movement ist in den 60er bzw. 80er Jahren gleich zweimal ins Deutsche übersetzt worden, einmal bei der Deutschen Verlagsanstalt (DVA) und einmal im Ehrenwirth-Verlag.  Außerdem gibt es bei Klett Cotta den vierten Band, «Lady Mollys Menagerie» (1961), der von unserem Ehrenmitglied Katharina Focke ins Deutsche übertragen wurde. Wegen mangelnder Resonanz ist dann jedes Mal die weitere Übersetzung der restlichen Bände unterblieben. Seit 2015 hat der Elfenbein Verlag, Berlin, es übernommen, eine vollständige deutsche Ausgabe des «Dance…» herauszubringen. Das ist 2018 gelungen und es sind inzwischen alle 12 Bände auf deutsch erschienen.

Im Dance... schildert Powell in leichtem Erzählton (in seinen eigenen Worten: «told over the dinnertable») die Erlebnisse seines Alter Ego Nicholas Jenkins; der Biograph von Powell, Michael Barber, spricht von einer «aktiven Autobiographie». Der Dance… erzählt das englische Gesellschaftsleben in einer Zeit zwischen 1914 und 1971, es verstrickt das mehrhundertköpfige Personal in sich immer wieder ändernden Konfigurationen in die Verwicklungen beruflichen Aufstiegs, gesellschaftlicher Affairen und amouröser Konnotationen und er hat – nach dem Urteil von Julian Maclaren-Ross, dem Muster für den Schriftsteller X. Trapnel – «glücklicherweise keine Botschaft, weder eine philosophische noch eine religiöse noch eine politische». Anders als etwa Marcel Proust schildert Powell ohne innere Monologe und ohne jeden Kommentar die Entwicklungen seiner Figuren und den Ablauf ihrer Geschichte und erfüllt damit – nach MacLaren-Ross – the novelist’s only true function.